Vierte Lektion

Übungsstück:

Rājā āha: Bhante Nāgasena, yo uppajjati
Der König sprach Herr Nāgasena welcher entsteht,
so eva so udāhu añño ti? Thero āha:
er eben der oder ein anderer? Der (Ordens-) Ältere sagte:
na ca so na ca añño ti. Opammaṃ karohīti.
weder der noch ein anderer. Gleichnis mache.
Taṃ kiṃ maññasi mahārāja yadā tvaṃ daharo
Das was meinst du großer König als du Kleinkind
taruṇo mando uttānaseyyako ahosi so yeva tvaṃ
zart schwach auf dem Rücken liegend du warst der eben du
etarahi mahanto ti? Na hi bhante, añño so daharo
jetzt ein Großer? Nein Herr, ein anderer dieses Kleinkind
taruṇo mando uttānaseyyako ahosi añño
zarte schwache auf dem Rücken liegende war ein anderer
ahaṃ etarahi mahanto ti. Evaṃ sante kho
ich jetzt ein Großer. Bei so Seiendem nun
mahārāja mātā ti pi na bhavissati, pitā ti pi
Großkönig Mutter so auch nicht wird sein Vater so auch
na bhavissati, ācariyo ti pi na bhavissati, sippavā
nicht wird sein, Lehrer so auch nicht wird sein, gebildet
ti pi na bhavissati, sīlavā ti pi na bhavissati,
so auch nicht wird sein, tugendhaft so auch nicht wird sein,
paññavā ti pi na bhavissati, kin nu kho mahārāja
weise so auch nicht wird sein, was, wie nun, Großkönig,
aññā eva kalalassa mātā aññā abbudassa
eine andere eben des Fötus Mutter, eine andere des Embryos
mātā aññā pesiyā mātā, aññā ghanassa mātā
Mutter eine andere des Pesi Mutter eine andere des Ghana Mutter
aññā khuddakassa mātā aññā mahantassa mātā
eine andere des Kleinen Mutter, eine andere des Großen Mutter
aññā sippaṃ sikkhati, añño sikkhito bhavati,
ein anderer die Wissenschaft lehrt, ein anderer gelehrt ist,
añño pāpakammaṃ karoti, aññassa hathapādā
ein anderer Übeltaten tut, einem anderen Hände und Füße
chijjantī ’ti. Na hi bhante tvaṃ pana bhante
werden abgeschnitten. Nein Herr, du nun Herr
evaṃ vutte kiṃ vadeyyāsī ’ti. Thero āha:
bei so Gesagtem was würdest du sagen. Der Ältere sagte:
ahañ ñeva kho mahārāja daharo ahosiṃ taruṇo mando
ich eben nun, Großkönig, Kleinkind war das zarte schwache
uttānaseyyako ahañ ñeva etarahi mahanto imañ ñeva
rückenliegende, ich eben jetzt der Große diesen eben
kāyaṃ nissāya sabbe te ekasaṃgahītā ’ti.
Körper gestützt auf, alle diese zu einem zusammengefasst.

Anmerkungen:
ti siehe 2. Lektion! Wenn dem ti oder iti ein Vokal vorhergeht, wird er verlängert, weil er mit dem anlautenden i von iti verschmilzt.
Thera, der Ältere, ist der Titel eines Mönches, der seit wenigstens 10 Jahren voll ordiniert ist (Bhikkhu).
kin nu: das ṃ von kiṃ wird dem folgenden n angeglichen.
yeva: nach Vokalen und nach Niggahītaṃ erhält eva einen y-Vorschlag aus ahaṃ yeva wird dann durch Umwandlung des ṃ zum palatalen ñ ahañ ñeva.
ekasaṃgahīta ist zusammengesetzt aus eka = eins + Vorsilbe sam- + gahīta, ppp von Wz gah = greifen, also: zu einem zusammengegriffen.

Übersetzung:
Der König sprach: "Herr Nāgasena, ist der, welcher entsteht (wiedergeboren wird) der selbe, oder ein anderer?"
Der (Ordens-)Ältere antwortete: "Weder der selbe, noch ein anderer." "Mache (gib mir) ein Gleichnis!" "Was meinst du, großer König, als du ein kleines Kind warst, zart, schwach, auf dem Rücken liegend, warst du da der selbe wie jetzt, da du groß(erwachsen) bist?" "Nein Herr, ein anderer war jenes kleine, schwache, auf dem Rücken liegende Kind, ein anderer bin ich jetzt." "Wenn es so ist, großer König, so würde es (für dich) also keine Mutter geben, keinen Vater geben, keinen Lehrer geben, so würde man nicht sagen können, dass du in Kunst und Wissenschaft, in Moral und Weisheit unterrichtet wurdest!"
"Wie, großer König, hat der Embryo eine andere Mutter im ersten Stadium als im zweiten und im dritten und kurz vor der Geburt, eine andere, als der Erwachsene? Ist derjenige, der in Kunst und Wissenschaft unterrichtet wird ein anderer, als derjenige, der sie gelernt hat? Ist derjenige, der ein Verbrechen begeht, ein anderer, als derjenige, dem dafür Hände und Füße abgehauen werden?"
"Nein Herr, aber was würdest du, Herr, wenn so gesprochen worden ist, dazu sagen?"
Der (Ordens-)Ältere antwortete: "Ich, großer König, war jenes kleine, zarte, schwache, auf dem Rücken liegende Kind, und ich bin jetzt der Erwachsene. Vermittels diesen Körpers werden alle diese zu einer Einheit zusammengefasst."

Vokabeln:

maññati Wz man = meinen ghana m = Embryo (kurz vor der Geburt)
sikkhati Wz sikkh = üben, lernen kalala n = Embryo (1. Stadium)
bhante = hoher Herr, Ehrwürdiger pesi f = Fötus im späteren Stadium
ācariya m = Lehrer abbuda n = Leibesfrucht
opamma n = Beispiel, Gleichnis khuddaka m = Säugling
pitar m = Vater mātar f = Mutter
mahant / mahā = groß khuddaka = klein
sippa n = Kunst, Wissenschaft pana = aber
hattha m = Hand pāda m = Fuß
hatthapāda m pl = Hände u. Füße hi = denn, nämlich
pañña f = Weisheit paññavant = weise
dahara = jung, klein, zart, fein taruṇa = zart, frisch, neu, Jüngling
manda = klein, schwach evaṃ = so, auf diese Weise
yadā = wann kiṃ = was? (oft unübersetzt)
udāhu = oder kho = nun
kamma n = Tat, Handlung pi (nachgestellt) = und, auch
kāya m = Körper, Leib eka = eins
na ca ... na ca = weder ... noch vutta ppp von Wz vac = gesagt
uttāna = auf dem Rücken liegend seyyaka = liegend, schlafend
tvaṃ = du ahaṃ = ich
santa = seiend (s. 3. Lektion) eva, yeva = eben, nun
sīla n = Tugend, sittliche Zucht sīlavant = tugendhaft
pāpa = böse, übel añña = (ein) anderer
nu = nun  
uppajjati Wz pad = entstehen, (wieder-)geboren werden
chindati Wz chid = schneiden, spalten, abschneiden
nissāya = gestützt auf, durch, abhängig von, mittels

 


Deklination des hinweisenden Fürwortes
Stämme ima und a = dieser

 
singular
m
f
n
N
ayaṃ
ayaṃ
idaṃ, imaṃ
G+D
imassa, assa
imissā, assā
imassa, assa
A
imaṃ
imaṃ
idaṃ, imaṃ
I
iminā, anena
imāya
iminā, anena
Ab
imasmā, imamhā, asmā
imāya
imasmā, imamhā, asmā
L
imasmiṃ, imamhi, asmiṃ
imāyaṃ
imamhi, asmiṃ
 
 
plural
N
ime
imā
imani
G+D
imesaṃ
imāsaṃ
imesaṃ
A
ime
imā
imāni
I+Ab
imehi
imāhi
imehi
L
imesu
imāsu
imesu
 

 

Deklination der Verwandschaftswörter Endung -r
Bsp.: mātar = Mutter
pitar = Vater
bhātar = Bruder
dhītar = Tochter

 
singular
plural
N
mātā
mātaro
G+D
mātu, mātuyā
mātūnaṃ
A
mātaraṃ
mātaro
I
mātarā
mātūhi
Ab
mātarā, mātuyā
mātūhi
L
mātari
mātūsu

Im wesentlichen werden die Tätigen-Bezeichnungen ebenso dekliniert.
satthar = Lehrer
dātar = Geber
sotar = Hörer
ñātar = Kenner


Der Lokativ absolut:
Der Lokativ eines Partizipes dient zur Bezeichnung eines die Handlung des Satzes begleitenden oder ihr vorausgehenden äußeren Umstandes. Wir übersetzen ihn mit: als, indem, wenn, nachdem, während, je nach dem Sinn. Beispiele:
evaṃ sante = bei so Seiendem; d.h. ween es so ist, wenn es sich so verhält;
evaṃ vutte = bei so Gesprochenem; d.h. wenn oder nachdem jemand so gesprochen hat

Konjugation Futur:
An den Präsensstamm wird -iss angefügt und daran die Endungen wie beim Präsens.
Bsp.: bhavissāmi = ich werde sein

 
singular
plural
1. Person
bhavissāmi
bhavissāma
2. Person
bhavissasi
bhavissatha
3. Person
bhavissati
bhavissanti

 

Aorist:
Zeitform der Erzählung, Vergangenheit.
Es genügt vorläufig, nur einzelne, häufig vorkommende Formen zu lernen:
ahosiṃ = ich war
ahosi = er, sie, es, man war
āha = er, sie, es sagte
āhu = sie sagten

Imperativ:

singular
plural
2. Person
gacchāhi, gaccha
gacchatha
3. Person
gacchatu
gacchantu
Entsprechend: karohi = mache! karotha = machet! usw.

 

 

 

 

Optativ:
(Wunschform) vadeyyaṃ = ich möge, könnte sagen

 
singular
plural
1. Person
vadeyyaṃ
vadeyyāma
2. Person
vadeyyāsi, vade
vadeyyātha
3. Person
vadeyyāti, vadeyya
vadeyyuṃ

 

 

 

 


Lesestück:
Rājā āha: Bhanta Nāgasena, so uppajjati so eva so udāhu añño ti.
Thero āha: na ca so na ca añño ti. Opammaṃ karohī’ti.
Taṃ kiṃ maññasi mahārāja, yadā tvaṃ daharo taruṇo mando uttāna-seyyako ahosi, so yeva tvaṃ etarahi mahanto ti.
Na hi bhante, añño so daharo taruṇo mando uttānaseyyako ahosi, añño ahaṃ etarahi mahanto ti.
Evaṃ sante kho mahārāja mātā ti pi na bhavissati, pīta ti pi na bhavissati, ācariyo ti pi na bhavissati, sippavā ti pi na bhavissati, sīlavā ti pi na bhavissati, paññavā ti pi na bhavissati, kin nu kho mahārāja añña eva kalalassa mātā, aññā abbudassa mātā, aññā pesiyā mātā, aññā ghanassa mātā, aññā khuddakassa mātā, aññā mahantassa mātā, añño sippaṃ sikkhati, añño sikkhito bhavati, añño pāpakammaṃ karoti, aññassa hattha-pādā chijjantī’ti.
Na hi bhante, tvaṃ pana bhante evaṃ vutte kiṃ vadeyyāsī’ti.
Thero āha: ahañ ñeva kho mahārāja daharo ahosiṃ taruṇo mando uttānaseyyako, ahañ ñeva etarahi mahanto, imañ ñeva kāyaṃ nissāya sabbe te ekasaṃgahītā’ti.
(Milindapañha, 2.Kapitel, 1. Frage)