Übungssätze aus dem Mahāparinibbānasutta:
Yathā kho
pan Ānanda etarahi bhikkhū aññamaññaṃ
Wie nun aber Ānanda jetzt die Mönche einer den anderen
āvusovādena samudācaranti, na vo mam accayena
Freund-Anrede anreden mit, nicht nach meinem Hinübergehen
evaṃ samudācaritabbaṃ, theratarena Ānanda
bhikkhunā
so soll angeredet werden, vom Älteren, Ānanda, Mönch
navakataro bhikkhu nāmena vā gottena vā āvusovādena
jüngerer Mönch mit Namen oder mit Familie oder mit Freund
vā samudācaritabbo, navakatarena bhikkhunā therataro
oder anzureden von dem jüngeren Mönch der Ältere
bhikkhu bhante ti vā āyasmā ti vā samudācaritabbo.
Mönch mit Herr ist oder Ehrwürden ist anzureden.
Alaṃ Ānanda mā soci mā paridevi, na nu etaṃ
Ānanda
Genug, Ānanda, nicht trauere, nicht wehklage, nicht nun dies
Ānanda
mayā paṭigacc eva akkhātaṃ sabbeh
eva piyehi
von mir früher schon erklärt, von allen eben Lieben
manāpehi nānābhāvo vinābhāvo
Angenehmen ein Verschieden-werden, Getrennt-werden,
aññathābhāvo, taṃ kut ettha
Ānanda labbhā:
Anders-werden, das woher hier Ānanda, erreichbar
yaṃ taṃ jataṃ bhūtaṃ saṅkhataṃ
palokadhammaṃ
das, was geboren, geworden, gestaltet, dem Zerfall unterworfen,
taṃ vata mā palujjīti, netaṃ ṭhānaṃ
vijjati.
das wahrlich soll nicht zerfallen, nicht dieser Zustand wird gefunden.
Aus dem Udāna:
Acchijji vaṭṭaṃ, byāgā nirāsaṃ,
Abgeschnitten wurde das Rad, erreicht hat er die Wunschlosigkeit,
visukkhā saritā na sandati, chinnaṃ vaṭṭaṃ
vertrocknete Fluss nicht fließt, das abgeschnittene Rad
na vattati, es ev anto dukkhassa.
nicht rollt, dies eben das Ende des Leidens. (VII, 2)
Bhavavippahānāya kho pan idaṃ
Um von diesem Dasein loszukommen nun aber dieser
brahmacariyaṃ vussati.
Reinheitswandel wird gelebt. (III,10)
Anmerkungen:
byāgā = vyāgā = vi-ā-gā, Aorist von
Wz gam = gehen d.h. fort- oder loskommen von; er ist losgekommen
Übersetzung:
Wie aber, Ānanda, die Mönche jetzt einander mit "lieber
Freund" anreden, so sollt ihr euch nach meinem Hinscheiden nicht
mehr anreden.
Von einem älteren Mönch soll ein jüngerer mit seinem (Vor-)Namen
oder mit seinem Familien (namen) oder mit "lieber Freund"
angeredet werden, von einem jüngeren Mönch soll ein älterer
mit "Herr" oder mit "Ehrwürdiger" angeredet
werden.
Genug, Ānanda, trauere nicht, weine nicht! Ist nicht von mir
früher schon erklärt worden, dass alles, was uns lieb und
angenehm ist, anders werden muss, dass wir uns von ihm trennen müssen,
dass es sich verändern muss? Um wieviel weniger, Ānanda,
wäre hier dies zu erlangen:
Das, was geboren, geworden, gestaltet, dem Verfall geweiht ist, das,
wahrlich möge nicht zerfallen? Ein solcher Fall findet sich nicht.
Um von dem Dasein loszukommen, führt man diesen reinen Lebenswandel.
Abgeschnitten ist das Rad (der Wiedergeburten), erreicht hat er die
Wunschlosigkeit, der ausgetrocknete Fluss fließt nicht mehr,
das abgeschnittene Rad dreht sich nicht mehr.
Dies ist das Ende des Leidens.
Oder: |
Das Rad ist
zerbrochen, das Wünschen gestillt;
vertrocknet der Strom, kein Wasser mehr quillt.
Zerbrochnes Rad kann nicht mehr sich drehen,
So musste das Leiden zu Ende gehen. |
Vokabeln:
paridevati
Wz div = klagen + pari = wehklagen |
bhāva
m = Werden, Entstehen |
cariya n
= Lebenswandel |
Brahma~ =
heiliger, reiner ~ |
bhavati Wz
bhū = werden, sein ppp bhūta = geworden |
vinā
= ohne, außer |
kuto = woher,
um wieviel weniger |
saritā
f = Fluss |
vinābhāva
m = Ohne-Werden, d.h.
Getrenntsein, Trennung |
etarahi =
jetzt |
ṭhāna
n = Umstand, Zustand, Fall |
labbhā
= erreichbar |
visukkha =
ausgetrocknet / vertrocknet |
nāma
n = Name |
accaya m
= Tod, Hingehen |
alaṃ
= genug |
paloka n
= Verfall, Zerbrechen |
nirāsa
n = Wunschlosigkeit |
paṭigacceva
= vorsorglich, früher schon |
aññathā
= anders, sonst |
samudācarati
Wz car = wandern, + sam-ud-ā = anreden |
aññaṃ
= anders, außerdem |
jāyati
Wz jan = geboren werden ppp jāta = geboren |
aññe
= die Anderen, der Rest |
aññamaññaṃ
= einander, wechselseitig |
añña
(Pron) = anders |
piya = lieb,
angenehm, beliebt, geliebt, gern habend |
nānā
= verschieden |
socati Wz
suc = trauern, betrauern Kummer leiden |
āvuso
Anrede = lieber Freund |
manāpa
= den Geist gewinnend d.h. angenehm, reizend |
vāda
m = Rede, Anrede |
akkhāti
Wz khyā = sehen + ā = sichtbar machen = bekanntgeben,
verkünden |
saṅkharoti
Wz kar = machen + sam = zusammenmachen |
|
vippahāna
n = Aufgeben, Fahrenlassen, Loskommen(von) |
|
vaṭṭati
Wz vaṭṭ = kreisförmig, rund sich drehen,
sich gehören |
vaṭṭa
n = Kreis, ~lauf, (Rad) |
|
! vattati
= erfolgen, geschehen, vorgehen, bestehen |
|
vatteti =
(Leben) führen (Macht) ausüben |
|
Steigerung der
Adjektive:
Der Komperativ wird gebildet durch Anfügen von -tara an den Stamm.
Beispiele:
thera = alt wird zu theratara = älter
nava = neu wird zu navatara = neuer, jünger
Superlative sind seltener. (s. Vorsilbe abhi- oder sam- )
Verkleinerungsformen enden oft mit -ka.
Konjugation:
Der verneinende Imperativ wird ausgedrückt durch mā
mit dem Aorist.
Bsp.: mā soci = trauere nicht
mā paridevi = weine nicht
Das Passiv
wird aus dem Passivstamm gebildet, welcher durch Anfügung von
-ya oder -iya oder -īya an die Wz entsteht.
Bsp.: Wz ñā = kennen wird ñāyati =
erkannt werden
Wz ji = besiegen wird jīyati = besiegt werden
Bei konsonantisch
auslautenden Wz wird das y dem vorhergehenden Konsonanten angeglichen,
assimiliert.
Bsp.: Wz luj = zerbrechen, zerstören + Vorsilbe pa- =
das selbe; aus pa-luj-ya wird palujja, also palujjati = er wird zerbrochen,
zerstört; mā palujji = er möge nicht zerbrochen, zerstört
werden
Wz vid = finden, aus vid-ya wird vijja, also vijjati = er wird
gefunden (der Präsens-Stamm schaltet n ein: vindati = er findet)
Wz chid = ab-, schneiden; Passiv-Stamm chid-ya = chijja, also
chijjati = wird abgeschnitten; Aorist achijji = wurde abgeschnitten
(auch hier ein n eingeschaltet: chindati = schneiden, ab~ )
Die Wz vas und vac und ähnliche verwandeln sich bei der
Bildung des Passivstammes in vus und vuc und ähnliche; Wz
vas = wohnen, leben; Passiv: vus-ya = vussa, also vussati = wird gelebt.
Wz vac = sagen Passiv: vuc-ya = vucca, also vuccati = wird
gesagt, es heißt.
Wz vah = fahren, fortbewegen; Passiv: vuh-ya = vuyha, also
vuyhati = wird fortgefahren, fortgeführt, fortbewegt (er, sie,
es)
Die Flexion des
Passivs ist die gleiche wie die der a-Stämme.
(Bsp.: vadati = sagen)
Lesestück:
Yathā kho pan Ānanda etarahi bhikkhū aññamaññaṃ
āvusovādena samudācaranti, na vo mam accayena
evaṃ samudācaritabbaṃ, theratarena Ānanda bhikkhunā
navakataro bhikkhū nāmena vā gottena vā āvusovādena
vā samudācaritabbo, navakatarena bhikkhunā therataro
bhikkhu bhante ti vā āyasmā ti vā samudācaritabbo.
Alaṃ Ānanda mā soci mā paridevi, na nu etaṃ
Ānanda mayā paṭigacc eva akkhātaṃ
sabbeh eva piyehi manāpehi nānābhāvo vinābhāvo
aññathābhāvo, taṃ kut ettha Ānanda
labbha: yaṃ taṃ jataṃ bhūtaṃ saṅkhataṃ
palokadhammaṃ, taṃ vata mā palujjīti, netaṃ
ṭhānaṃ vijjati. (Mahāparinibbānasutta)
Bhavavippahānāya
kho pan idaṃ brahmacariyaṃ vussati.
(Udāna III, 10)
Acchijji vaṭṭaṃ, byāgā nirāsaṃ,
visukkhā sarita na sandati,
chinnaṃ vaṭṭaṃ na vattati, esev
anto dukkhassa.
(Udāna VII, 2)