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Frau sein
im "westlichen" Buddh-ismus
 

 

 

Ein Beitrag von

Ingrid Johnen

Nonnen in Sri Lanka
... sie haben es nicht so leicht ...


Alles kommt aus uns selbst, nicht (!) von außen. Wir alle schaffen uns unser Umfeld selbst.

Mehr habe ich eigentlich zu diesem Thema nicht zu sagen.

Ihr meint, das reicht nicht? Ihr erwartet mehr. Also gut, für alle, die meinen Zeit "übrig" zu haben:

Wie alle Frauen im Buddh-ismus werde auch ich immer wieder mit folgender Frage konfrontiert: "Na, freust du dich schon darauf als Mann wiedergeboren zu werden, damit auch du die Erleuchtung erlangen kannst?"

Viele "Geschlechtsgenossinnen" haben sich schon über dieses Thema ausgelassen. Wahrscheinlich wird man jetzt auch hier ein "emanzipatorisches und frauenrechtlerisches" Pamphlet erwarten, vielleicht sogar erhoffen. Aber ich muss Euch enttäuschen. Ich denke, wir haben es einfach nicht mehr nötig, uns auf diese Schiene zu begeben. Wir haben es nicht mehr nötig, jammernd und die Männerwelt anklagend durch die Gegend zu laufen. Denn gerade durch dieses Gebaren setzen wir uns selbst auf das Level der "Minderwertigkeit". Erkennen und akzeptieren wir einfach, dass es verschiedene Menschen mit verschiedenen Charakteren gibt und nicht den Mann und die Frau.

Wenn wir uns auf die Kernaussagen des Buddha über die eigene (!) Leidbefreiung aus dem Daseinskreislauf konzentrieren, und darum geht es ja wohl, stellen wir fest, dass die Lehre und die daraus resultierende (Natur-)Gesetzmäßigkeit allgemein gültig, geschlechtsneutral und zeitlos ist. Jegliche Logik lässt auch keinen anderen Schluss zu. Was irgend welche Menschen daraus machen ist unrelevant. Wir müssen ja nicht mitmachen. Ich habe z.B. noch nirgendwo gelesen, dass die 37 zur Erleuchtung erforderlichen Dinge (bodhipakkhiyadhamma) (siehe Visuddhimagga XXII.A.) ausschließlich für Männer gelten und nur bei ihnen greifen und funktionieren. Hier ist es äußerst lohnend, und für manche Interessierte auch sehr "unterhaltsam", die Lieder der Nonnen (Therīgāthā) zu lesen.

Es ist mit Sicherheit keine Anmaßung, wenn man das Wort "Mönch" in den Lehrreden, außer in denen, wo es speziell um Männer und Frauen geht, einfach durch das Wort "Mensch" ersetzt. Die Lehrreden, in denen es im speziellen um Männer und Frauen geht, beruhen auf psychologischen und gesellschaftspolitischen Gegebenheiten der damaligen Zeit und sind größtenteils für die Quintessenz der Lehre an sich nicht von Relevanz.

Gerade wir Frauen in westlichen Ländern haben alle Möglichkeiten zu lernen, lehren und zu praktizieren, was zugegebenermaßen in einigen anderen Ländern nicht so möglich ist. Aber anstatt unser "gutes Karma" (die Geburt in einem westlichen Land mit "allen Möglichkeiten und Freiheiten") sinnvoll zu nutzen, wird doch wieder von vielen ein "Haar in der Suppe" gesucht und "hochgeschäumt". Da werden Lehrreden und Texte akribisch nach Äußerungen durchsucht, die eventuell auch nur im Ansatz eine frauenfeindliche Nuance enthalten könnten. Auf Veranstaltungen wird gezählt, wie viele Mönche (Männer) und wie viele Nonnen (Frauen) anwesend sind und "etwas sagen durften". (Vielleicht sind viele Frauen gar nicht so mitteilungsbedürftig?) Es werden Quoten erstellt, ja man spricht auch immer von so genannten "Quotenfrauen" in gewissen Gremien. Es wird zum Beispiel geschaut, ob auch genug Bilder von "weiblichen Erwachten" an den Wänden hängen. Auch dort muss die "Quote" zu den männlichen eingehalten werden. Es wird sich echauffiert darüber, dass man als Nonne, egal wie alt und reich an Ordensjahren, einen jüngeren Mönch zuerst zu grüßen hat usw. usf. Was für ein Ego-Müll und wie viel verlorene, unnütz vertane, wertvolle Zeit! Das haben wir doch wahrlich nicht mehr nötig. Wen wundert es, dass Frauen von Männern immer noch die Frage: "Na, freust du dich schon darauf, als Mann wiedergeboren zu werden, damit auch du die Erleuchtung erlangen kannst?", meist mit einem hintergründigen Lächeln, gestellt bekommen. Die Reaktion von vielen, zum Glück nicht allen Frauen, lässt ja meist nicht lange auf sich warten. Die "Krallen" werden ausgefahren und es beginnt ein endlos langes "Geschwätz" darüber, dass auch Frauen Erleuchtung erlangen können und so weiter, und so weiter. "Mann" ist darüber natürlich wie immer belustigt. Die "Rakete" zu starten, hat wieder funktioniert. ("Mann" hat sich in diesem Fall natürlich genauso disqualifiziert.)

Fakt ist, wer ernsthaft (!) etwas zu sagen hat und dies auch sagen möchte, wird in unserer Gesellschaft auch an-gehört, egal ob Mann oder Frau. Es gibt genug Beispiele dafür, die ich aber an dieser Stelle nicht aufzählen möchte, da diese Frauen es einfach nicht "nötig" haben, namentlich genannt zu werden. Mein Respekt und meine Anerkennung sind diesen ehrwürdigen Frauen sicher.

Denkt bitte daran, unser jetziges Dasein ist nicht unbegrenzt. Nutzt die Zeit eurer menschlichen Existenz besser. Beschäftigt euch mit dem Wesentlichen. Haltet euch nicht mit Äußerlichkeiten und eurem Ego auf. Bekommt ihr die "berühmte" Frage wie oben gestellt, lächelt mit Liebe, Güte und Geduld - und lasst es gut sein. Arbeitet an euch selber. Macht "euer Ding". Die "Werkzeuge" für diese "Arbeit" hat uns der Buddha aufgezeigt. Sie sind alle geschlechtsneutral.

Möget ihr alle euer Ziel erreichen und glücklich sein!

Wenn ihr jetzt immer noch Zeit "übrig" habt, könnt ihr ja mal auf folgende Seite schauen. "Frauen und Buddhismus". Dort haben Frauen "gaaaanz viel" zu sagen.


 

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