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Die Lehrrede an den Haushälter Dānaka
 

Ein Versuch gewisse Themen anders vorzutragen

vom 26. September 2009

Der "nachdenkliche" Buddha.
Eine Darstellung aus der gräkobuddhistischen Kunst Gandhāras.


So habe ich erfahren:
Zu einer Gelegenheit weilte ein Haushälter, ein an Jahren gereifter, ein hoch angesehener, nennen wir ihn Dānaka, vom Zweifel geplagt, von Zweifeln zerfressen, schwer von Gewissensnot gequält, in seinem Pflaumenhain nur zwanzig Minuten nördlich seines Hauses auf und ab gehend unter einem Zwetschgenbaum, folgendermaßen zu sich sprechend:

"Vom ehrwürdigen Nathan, den man auch Ticky nennt, der gerade wie ich selber in einem Pflaumenhain weilte, im Pflaumendorf, westwärts gelegen, im schönen Frankenreich, habe ich gelesen, dass er diese Worte von sich gab: 'Ich verstand, dass Präsident Bush ein Bodhisattva ist, der auf seine Weise versucht, seinem Volk zu dienen. In der Anfangsphase des Konflikts verhängte er ein Embargo. Weil wir ihn nicht ausreichend unterstützt hatten, wurde er ungeduldig, und plötzlich war Krieg unvermeidbar. Als er die Bodenoffensive befahl und sagte: "Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika" wusste ich, dass dieser Bodhisattva unsere Hilfe benötigte. Jeder Führer braucht unsere Unterstützung und unser Verständnis. Wir müssen eine intelligente und liebevolle Sprache benutzen, damit er auf uns hört. Wenn wir ärgerlich werden, sind wir nicht dazu imstande.'

Daraufhin nun stiegen in mir Zweifel auf. Gar große, heftige, mich sehr plagend, nicht sich wieder mindernd, sondern sich ständig vertiefend. Diese in mir aufgestiegenen Zweifel plagen mich, zerfressen mich, quälen mich gar sehr. So will ich denn eben diese in mir aufgestiegenen Zweifel von einem klären lassen, von dem ich annehme, dass dieser mich davon befreien kann. So lass mich nun einen Brief schreiben und diesen allsogleich versenden." Sprach's und ging alsbald nach Hause, um dies in die Tat umzusetzen.

Nach nur wenigen Tagen, da begab es sich, dass dieser Haushälter, der an Jahren gereifte, der hoch angesehene Dānaka, der vom Zweifel geplagt, von Zweifeln zerfressen, schwer von Gewissensnot gequält war, wie allmorgendlich zu seinem Briefkasten ging, hingegangen seiend, diesen öffnete, den Briefkasten geöffnet habend, darin unter den vielen, ihn mitunter entsetzenden Postsendungen, einen Brief fand, welcher von dem gesendet wurde, von dem er annahm, dass eben jener ihm seine Zweifel klären, ihn davon befreien könnte. Diesen Brief an sein Herz drückend, die andere Post eher achtlos mit sich nehmend, ging er in sein Arbeitszimmer, in sein Arbeitszimmer gegangen, setzte er sich nieder, sich niedergesetzt habend, öffnete er eben jenen Brief, von dem er meinte, dass dieser den Zweifel, der ihn so plagte, ihn zerfrisst, ihn gar sehr quält, klären, ihn also gänzlich auflösen möge. Es überkam den Haushälter, den an Jahren gereiften, den hoch angesehenen Dānaka, der vom Zweifel geplagt, von Zweifeln zerfressen, schwer von Gewissensnot gequält wurde, eine große Freude. Und er wusste bei sich: "Diese in mir aufgestiegene Freude ist bedingt entstanden, ist vergänglich, nicht anhaltend, aber möglicherweise ist dies der Weg, der zur Auflösung meines Zweifels führt, der mich plagt, mich zerfrisst, der mich mit Gewissensnot quält, der schon allzu lange mein Samādhi stört." Dies gesprochen habend setzte er sich gerade hin, den Rücken aufrecht, die Achtsamkeit vor sich aufgerichtet und begann zu lesen. Folgendes las er:

"An den lieben Dānaka, den achtbaren, den großzügigen Spender an Unterkunft und Unterstützung, den reich an Verdienst seienden, den ständig auf Achtsamkeit bedachten, unermüdlich sich darin Übenden!

Recht so ist es, o Haushälter, wenn Dir bei einer Sache Zweifel aufgestiegen sind, bei der einem tatsächlich Zweifel aufsteigen. Gut ist es, wenn Dir, o Haushälter, jemand die Sache versucht zu erklären. Das ist gerade so, als ob da einer ein Licht in die Dunkelheit hielte, auf dass einer, der Augen hat, die Dinge erkennen kann.

Dass es, o Haushälter, durchaus richtig ist, und nicht falsch ist, wenn einem hinsichtlich einer oder mehrerer Personen Zweifel aufgestiegen sind, einen anderen, jemanden, den man für kundig genug hält, um ihn zu befragen, wenn man also diesen, den man für kundig hält zu eben jener Sache befragt, dann kann es durchaus sein, dass dieser eine Antwort gibt. Denn wie Du, o Haushälter, sicherlich weißt, hat schon der Erhabene, der vor vielen Jahren tatsächlich existiert habende gesagt, dass es viererlei Fragen gibt, dass man auf viererlei Art Fragen beantworten könne. Und welche vier Arten Fragen? Es gibt, o Haushälter, Fragen, die eine direkte Antwort erfordern; es gibt Fragen, die eine erläuternde Antwort erfordern; es gibt Fragen, die eine Gegenfrage erfordern; es gibt Fragen, die abzuweisen sind, die man sozusagen mit Schweigen beantwortet. Diese vier Arten von Fragen gibt es, o Haushälter.

Und, o Haushälter, welch eine Frage hast Du mir da gestellt? Eine Frage, die man allen vier Arten von Fragen zuordnen kann. Dies, o Haushälter, ist schwer zu erkennen, schwer zu durchschauen, schwer zu verstehen.

Da kam mir folgende Geschichte, mag sie Dir als ein Gleichnis gelten, in den Sinn, welche nie zuvor gehört wurde: "Es begab sich zu einer Zeit, da die ganze Welt wusste, dass es Wesen gibt, die viel Verstand haben, die viel wissen, die einen Kopf haben, der wohl gefüllt ist mit funktionierendem Gehirn. Und es gibt Wesen, die da arm sind an Verstand, die nicht viel wissen, deren Kopf hohl ist, grad wie ein umgestülptes Gefäß. Und ein jeder wusste, wie man das herausfindet. Nämlich indem man an das obere Ende des Kopfes anklopft, etwas nur sacht daran schlägt. Wenn also angeklopft und dem Anklopfenden stieg keine Wahrnehmung von Geräusch auf, dann hatte er dies bei einem getan, der viel Verstand hat, der viel wusste, dessen Kopf wohl gefüllt ist mit funktionierendem Gehirn. Im anderen Fall, bei einem der da arm war an Verstand, der nicht viel wusste, dessen Kopf hohl war, grad wie ein umgestülptes Gefäß, da tönte es gar gut vernehmbar. Und eben so begab es sich, dass da jemand in einem Pflaumenhain weilte, im Pflaumendorf, westlich im schönen Frankenreich. Da also begab es sich, dass diesem Jemand eine Pflaume auf den Kopf fiel - und es klang hohl. Da aber jedermann wusste, was das bedeutet, wurde sofort das althergebrachte Wissen neu untersucht, neu eingestuft, neu definiert, neu formuliert. Nun galt es als Zeichen großer Macht, großer Mystik, großer Kraft, unendlicher Güte, unermesslicher Leere. Und letzteres war ja nicht ganz unrichtig. Das Ansehen dieses Jemandes stieg ins Unergründliche bei seinen Anhängern, ins Unverständliche bei den wenigen, die am Althergebrachten festhielten, wohl wissend, dass man zwar loslassen sollte, doch dies sich nicht auf Erkenntnisse bezieht."

Diese Geschichte, o Haushälter, sie mag Dir als ein Gleichnis gelten, welches nie zuvor geschrieben war, habe ich Dir geschrieben, auf dass es Deinen Zweifel vernichten soll, Deinen Zweifel auflösen mag, Dich vom Zweifel gänzlich befreien.

Lass mich, o Haushälter, Dich befragen, und so wie es Dir beliebt, so mögest Du antworten. Was meinst Du wohl, o Haushälter, ist es wohl möglich, dass einer, der da Krieg wünscht, Krieg losbricht, Krieg zu anderen bringt, ist dieser wohl frei von Hass, frei von Gier, frei von Verblendung? Und weiter noch: Was meinst Du wohl, o Haushälter, ist da einer, der Frieden mag, Frieden will, sich wünscht, dass alle Wesen friedvoll verweilen mögen, einer, der alles tut (!), damit Frieden in ihm selber, Frieden zwischen ihm und anderen Wesen, Frieden zwischen allen Wesen herrschen möge, ist dieser wohl voller Hass, voller Gier, voller Verblendung? Und wie ist es damit, o Haushälter? Kann jemand, der da hasserfüllt ist, mit gierbehafteten Geist, verblendet, wohl für Frieden sorgen? Und ebenso ist es auch mit manchen, die sich da Lehrer dünken, die da meinen, etwas lehren zu müssen, sich für schlauer halten als alle anderen, und mit denen, die da dünken 'dies ist ein Lehrer, dieser ist schlau, dieser kann uns etwas lehren.' Was meinst Du wohl, o Haushälter, was mit denen geschieht, die solch einem nachfolgen, der derart von Dünkel besessen ist, auf diese Art schlau ist, der da meint, er müsse etwas lehren? Gehen jene Wesen wohl einen guten Pfad? Des weiteren, o Haushälter: Wie steht es um die Wesen, die da Übles denken, Übles sprechen, Übles verkünden, Übles lehren? Werden diese Wesen nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Tode, wohl auf glückliche Fährte gelangen? Und so, o Haushälter, mag also Dein Antworten den Zweifel, der in Dir aufgestiegen ist bei einer Sache, bei der einem auch tatsächlich Zweifel aufkommen sollte, der Dich plagt, Dich zerfrisst, Dich schwer mit Gewissensnot quält, Dich nicht länger plagen, Dich nicht weiter zerfressen, Dich von Deiner Gewissensnot befreien, sich auflösen, all Dein früheres Vertrauen gesunden lassen, Dich stärken im Bewusstsein 'Dieser mein Zweifel ist nun aufgelöst, nicht länger will ich fortan skeptisch zweifeln'.

Möge, o Haushälter, der Du an Jahren gereift, hoch angesehen bist, nie wieder Zweifel aufkommen in dieser Sache. Möge Dir, o Haushälter, allzeit Wissen und Erkenntnis zur Seite stehen, Dich begleiten, auf dass Du, o Haushälter, nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glückliche Fährte gelangst."

Dies also gelesen habend überkam den an Jahren gereiften, den hoch angesehenen Haushälter Dānaka eine große Freude. Auch stieg in ihm folgende Erkenntnis auf: "Recht so war es, dass ich, als mir bei einer Sache Zweifel aufgestiegen war, bei der einem tatsächlich Zweifel aufsteigen kann, um Klärung ersucht habe. Gut war es, dass mir jemand die Sache versucht zu erklären. Das ist gerade so, als ob da einer ein Licht in die Dunkelheit hielte, auf dass einer, der Augen hat, die Dinge erkennen kann. Und gerade so habe ich erkennen können, dass es da Wesen gibt, die dumm geboren waren, nichts dazu gelernt haben und dazu noch die Hälfte vergaßen, dass eben jene Wesen aber kraft ihrer Geschicklichkeit, kraft ihrer Kunstfertigkeit durchaus in der Lage sind, andere zu verzaubern, zu begeistern vermögen, diese sich als Schüler vereinnahmen können, sich selbst als große Lehrer dünkend und darstellend. Wahrlich, diese werden nach dem Zerfall ihres Körpers auf dunkle Fährte gelangen, in dunkle Daseinsbereiche. Nicht wird es leicht sein, dort Helligkeit wahrzunehmen, oder gar von da wieder ans Licht zu gelangen."

Nun, vom Gelesenen erfreut seiend, vom Zweifel hinsichtlich dieser Sache befreit, von Zufriedenheit erfüllt, da stieg in dem an Jahren gereiften, im hoch angesehenen Haushälter Dānaka folgender Wunsch auf: "Ach möge ich doch in nächster Zeit dem Verfasser dieses Antwortschreibens einen Besuch abstatten. So könnte es sein, dass ich diesem eine weitere Frage vorlege, eine Frage, die mir unmittelbar aufstieg, ganz plötzlich, ganz spontan." Und so geschah es auch.

Bei nächster Gelegenheit setzte der Haushälter Dānaka, der an Jahren gereifte, der hoch angesehene, also dies in die Tat um, und nachdem er gefrühstückt hatte, seiner Frau einiges Geld ausgehändigt hatte, ihr einen wirklich wunderschönen Tag gewünscht hatte, nahm er Mantel und Schlüssel, ging zur Remise, zur Remise gegangen seiend, öffnete er das Tor, das Tor geöffnet habend, stieg er in seine mit nur einem Stern verzierte Kutsche, welche gut geputzt, gut gewartet in eben jener Remise zu stehen pflegt, fuhr die Kutsche hinaus, schloss das Tor der Remise, auf dass niemand in Versuchung käme, etwas zu nehmen, dass ihm nicht gegeben wurde. Das Tor geschlossen habend, machte er sich nun auf den Weg zu seinem Pflaumenhain, nur etwa 20 Minuten nördlich von seinem Haus gelegen, bei welchem er einem ehemaligen Ehrwürdigen in einem Haus Unterkunft gewährt, welches er selber in unglaublich vielen Stunden hat im Schweiße seines Angesichtes grundlegend saniert, es restauriert, wieder bewohnbar gemacht, es gegen Spende an buddhistische Gruppen zur Verfügung stellt. Und zu eben jenem ehemals Ehrwürdigen war er nun unterwegs.

Es weilte nun ein ehemals Ehrwürdiger in einem Haus, welches der an Jahren gereifte, der hoch angesehene Haushälter Dānaka selber in unglaublich vielen Stunden im Schweiße seines Angesichtes grundlegend saniert hatte, es restaurierte, wieder bewohnbar machte, es gegen Spende an buddhistische Gruppen zur Verfügung stellt. Da nun sah der ehemalige Ehrwürdige die mit nur einem Stern verzierte Kutsche, die wohlgeputzte, gut gepflegte herankommen. Es stieg in dem ehemaligen Ehrwürdigen folgender Gedanke auf: 'Da kommt der an Jahren gereifte, der hoch angesehene Haushälter Dānaka selber her. Sicherlich möchte er hier nach dem Rechten sehen, sich vom guten Gang der Dinge hier überzeugen. Gut möglich wäre es auch, wenn der an Jahren gereifte, der hoch angesehene Haushälter Dānaka mir die eine oder andere Frage vorlegt, auf dass ich ihm darauf antworten möge. So lass mich nun für ihn einen Sitz bereit stellen und Wasser zum Trinken, ihn begrüßen und herein bitten, auf dass er sich hier wohl fühlen möge."

Und als nun der Haushälter Dānaka in seiner Kutsche, die nur mit einem Stern verziert war, herangefahren war, dieser Kutsche entstiegen war, sich zum Haus begab, kam ihm der ehemals Ehrwürdige entgegen, nahm im Mantel und Schlüssel ab und bat ihn herein. Und nachdem sie sich begrüßt hatten, sowie freundliche und höfliche Worte ausgetauscht hatten, wandten sie sich im Haus einem gemütlichen Raum zu. Alsdann setzte sich der an Jahren gereifte, hoch angesehene Haushälter auf den eigens für ihn vorbereiteten Sitz und probierte von dem zum Trinken bereit gestellten Wasser. Und erst jetzt ließ sich der ehemals Ehrwürdige seitwärts zu dem an Jahren gereiften, hoch angesehenen Haushälter auf einen Sitzplatz nieder.

Folgende Worte sprach nun der an Jahren gereifte, hoch angesehene Haushälter Dānaka zu dem ehemals Ehrwürdigen: "Wir, vom Volke der Hallertauer sind oft im Zweifel, oft vom Zweifel besetzt, nicht nimmt der Zweifel ab. So sage doch der ehemals Ehrwürdige, ob es denn möglich sei, dass das Hirn im Dorfe der Zwetschgen matschig werden kann, grad so wie auch die Zwetschgen?" - "Durchaus möglich, o Haushälter, ist es, dass einem das Hirn im Pflaumendorfe matschig werden kann, grad wie auch die Pflaumen dort daselbst. Und wie aber ist dies möglich? Indem man dem Mammon frönt, indem man die Lehre des Erhabenen nicht richtig versteht, weil man nicht erkannt hat, dass die Lehrergründung ein essentieller Bestandteil ist, um zur Erwachung zu gelangen, aber auch, indem man zu viele Pflaumen in sich hinein mampft und meint, damit die Heiligkeit zu erreichen und möglicherweise auch, indem man auf faulen Pflaumen ausrutscht und gegen einen Pflaumenbaum mit dem Kopfe stößt. Diese vier wichtigen Möglichkeiten gibt es, wie einem das Hirn im Pflaumendorf matschig werden kann." - "Vortrefflich, Herr Ehemaliger, vortrefflich. Hat der Herr Ehemalige vielleicht den Pāli-Kanon niedergeschrieben, da er dieser Sprache gar so mächtig ist?" - "Nicht doch, o Haushälter. Genug damit, o Haushälter. Nicht habe ich den Pāli-Kanon niedergeschrieben. Dieses unermessliche Verdienst gebührt anderen." - "Möge mir der Herr Ehemalige eine weitere Frage beantworten." - "Sprich, o Haushälter, ich werde versuchen Dir zu antworten. Aber bedenke wohl, was Du fragst und auch, dass ich nicht allwissend bin, sondern nur einer, der ein wenig gelesen hat, ein bisschen geübt hat und nur einen kleinen Erfahrungsschatz hat." - "Ist es wohl möglich, Herr Ehemaliger, dass es auch anderswo, also außerhalb gewisser Dörfer, die man nach Früchten benannt hat, matschiges Hirn geben kann?" - "Ja, o Haushälter, das ist durchaus möglich" - "Ein Beispiel nenne mir der Herr Ehemalige." - "Da gibt es, o Haushälter, Stätten, die da Klöster genannt werden. Von Laien gebaut, von Laien im Vertrauen gespendet, von Laien unterstützt. Und wenn man diese Stätten betrachtet, da steigt einem Ehrfurcht auf vor dem großen, dem erhabenen, dem für Laien angeblich in unerreichbarer Ferne liegenden Ziel, was nach Auffassung mancher, nur die Herren Ordinierten zu erreichen vermögen. Und eben jene Auffassung ist es, die da einem relativ matschigen Hirn entfleucht sein muss. Denn hat nicht der tatsächlich existiert habende Buddha angeblich selbst gesagt, dass auch Laien die letztendliche Befreiung, die restlose Aufhebung des Leidens, also Nibbāna, bei rechtem Wandel verwirklichen können? Und tat er dies nicht mit den folgenden Worten? 'Der Hausvater oder der Hauslose, wenn er einen guten Wandel führt, hat eben infolge seines guten Wandels Erfolg in der heilsamen Pfadlehre.' Würdest du, o Haushälter dem zustimmen?" - "Nur all zu gern, Herr Ehemaliger, stimme ich dem zu. In einer weiteren Sache bin ich mir aber ebenfalls nicht ganz im Klaren. Es gibt da, Herr Ehemaliger, Ordinierte, die sehen nur so aus wie Ordinierte, tun rein äußerlich so, als wären sie Ordinierte, sprechen so, als wären sie es. Aber ihr Benehmen ist so wie das der Hausleute, sie verhalten sich nicht so, wie es deren Regelwerk vorschreibt, sie lassen sich in teuren Kutschen chauffieren oder fahren gar selbst zum Beispiel mit Fahrrädern; sie halten sich nicht von Kauf und Verkauf fern, sondern nehmen Geld an und gehen damit nicht nur Dinge einkaufen, die zum Lebenserhalt zwingend notwendig wären; haben mit andersgeschlechtlichen viel Umgang, viel Kontakt, sind mit ihnen auch allein und unsehbar in einem Raum; sie lassen sich huldigen, obwohl sie wohl wissen, dass sie ihr Regelwerk beschmutzt haben, was sie doch zur Ordination so feierlich auf sich nahmen. Wie verhält es sich damit?" - "Eine heiße Sache, o Haushälter, hast Du da angefasst mit Deinen Worten. Eine Sache, die nicht leicht zu erklären ist, nicht leicht zu verstehen, schwer zu durchschauen. Die Beantwortung einer solchen Frage bedarf großer Vorsicht, reichlichen Mutes und guter Argumente. Durchaus auch ein ganzes Stück Mut zur Wahrheit, vielleicht sogar Wagemut. Gleichwie man etwas, was sehr heiß ist, nicht mit den Händen berühren mag, weil man sich verbrennt, so gibt es Themen, wenn angesprochen, die einem die Zunge verbrennen, sodass derjenige, der solch Thema anspricht, nur all zu bald verstummen mag. Willst Du, o Haushälter, wirklich eine Antwort haben auf eine derart heiße Sache?" - "Ja, Herr Ehemaliger, nur gar zu gern wüsste ich, wie es sich damit verhält, wüsste ich, wie ich damit umzugehen habe." - "Gut, o Haushälter. Da Du mich darum so eindringlich bittest, lass mich Dir einige Worte des Erhabenen in abgewandelter Form zitieren. Du magst danach selber entscheiden, wie Du Dich zu verhalten hast." - "Sehr wohl, Herr Ehemaliger. Vielleicht wäre es dann besser, ich würde Dir meine Frage etwas anders formuliert erneut vorlegen." - "Ganz wie es Dir, o Haushälter, beliebt." -

"Ist wohl, Herr Ehemaliger, jede Art Regeln, Riten und Lebensweise, jede Art Mönchstum und Dienst an einem Ideal von Nutzen?" - "Nicht lässt sich das, o Haushälter, so ohne weiteres beantworten." - "So mögest Du es, Herr Ehemaliger, erläutern." - "Eine Art von Regeln, Riten und Lebensweise, von Mönchstum und Dienst am Ideal, durch die im Ausübenden die schlechten Eigenschaften zunehmen, die guten Eigenschaften aber schwinden, die, o Haushälter, ist wertlos. Doch eine Art von Regeln, Riten und Lebensweise, von Mönchstum und Dienst am Ideal, durch die im Ausübenden die schlechten Eigenschaften schwinden, die guten Eigenschaften aber zunehmen, die, o Haushälter, ist von Nutzen." - "Vortrefflich, Herr Ehemaliger, vortrefflich! Gar treffend hat der Herr Ehemalige mir mit einem Zitat aus dem Pāli-Kanon geantwortet. Gibt es aber noch einen oder mehrere besondere Sprüche, die der Herr Ehemalige mir dazu aufsagen kann?" - "Die gibt es sehr wohl, o Haushälter. Da ist zum einen der Spruch 'Im Kloster, da fühlt man sich nur allzu schnell, allzu sicher.' Und in Dhammapada 272 kann man jedoch lesen: 'Oh Mönch (Mensch!) sei nicht zu selbstgewiss, bevor die Triebe sind versiegt!' Nun, o Haushälter, mache Dir selber einen Reim darauf. Genug haben wir für heute geredet. Lass Dir für heute genug sein. Mögen Dir meine Worte nicht wie Fliegengesumm in den Ohren brausen." - "Bedanken möchte ich mich beim Herrn ehemals Ehrwürdigen. Hat er mir doch einiges aufzeigen können, was mir weiter hilft. Möge der Herr Ehemalige sich meines Dankes gewiss sein." - "Genug davon, o Haushälter. Genug davon. Es genügt völlig, wenn Du Dich darin befleißigst, was uns vom historisch tatsächlich existiert habenden Erhabenen überliefert wurde, wenn Du das liest, Dich danach verhältst und das praktizierst. Damit ist Dir selbst geholfen, damit hilfst Du anderen, und eben auf jenem Pfade wandelnd wirst Du mit Sicherheit das erreichen, wonach schon so viele mehr oder minder vergeblich oder erfolgreich streben: Die Überwindung der Gier, die Befreiung vom Hass und die Auflösung der Unwissenheit, kurz, des Leidens restlose Aufhebung. Mögen Dir, o Haushälter, schon bald die Früchte Deiner Bestrebungen, die Ernte Deiner Verdienste zukommen."

Da war denn der an Jahren gereifte, hoch angesehene Haushälter Dānaka zufrieden über die Worte des ehemals Ehrwürdigen, erhob sich von seinem Sitz, wandte sich um und ging aus dem Haus hinaus zu seiner Kutsche, die in der warmen Sonne stand, stieg in eben jene Kutsche ein und fuhr südwärts von dannen, zu seinem Haus, sich freuend und im Herzen froh, diesen Besuch getätigt zu haben.


Zur freundlichen Beachtung: Es handelt sich hier nicht um eine Verballhornung der Buddhalehre, sondern es wird versucht, auf eine andere Weise Themen aufzugreifen/darzustellen als bisher. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind teilweise beabsichtigt aber mögen nicht als Herabwürdigung oder gar persönliche Angriffe gewertet werden, noch irgend welche Unannehmlichkeiten verursachen.

 

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