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Der "Buddhismus"
Buddha

Halbrelief aus Gandhara

 

Was ist Buddhismus?

Der Buddhismus zählt mit weltweit etwa 300 bis 450 Millionen Anhängern zu den sieben Weltreligionen (ca. 300.000 in Deutschland).

 

Siddhārtha Gotama

Siddhattha Gotama (Pāli) bzw. Siddhārtha Gautama (Sanskrit) wurde, gemäß der Überlieferung, 563 v.Chr. in Lumbinī, im heutigen Nepāl als Sohn des Herrscherhauses von Sakya geboren (daher der Beiname "Shakyamuni"). Im Alter von 29 Jahren wurde ihm bewusst, dass Reichtum und Luxus kein Garant für Glück sind und er brach auf, verschiedene Religionslehren und Philosophien zu erkunden, um die wahre Natur menschlichen Glücks zu finden. Sechs Jahre der Askese, des Studiums und der Meditation führten ihn schließlich auf den Weg der Mitte und er erlangte in Bodh-Gaya im heutigen Nordindien, im Alter von 35 Jahren, unter einer Pappelfeige "Erleuchtung", "Erwachen" (Bodhi). Danach wurde er in der Folge als "der Buddha" bezeichnet und verbrachte den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren (gestorben in Kusināra, im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh) mit der Unterweisung und Weitergabe der buddhistischen Lehre, des Dhamma, an die von ihm begründete "Vierfache Gemeinschaft" von Angehörigen des buddhistischen Ordens und von Anhängern, die dem Alltagsleben verbunden sind. [Mehr zum historischen Buddha]

Seit seiner Entstehung entwickelte der Buddhismus hinsichtlich seines Dogmatismus unterschiedliche Varianten zwischen Philosophie und Glaubenslehre mit unterschiedlichen Graden an religiöser Toleranz gegenüber anderen Glaubenssystemen. Im Hinblick auf seine Ursprünge und auf das, auch heute zu findende Zulassen anderer Glaubenssysteme einiger buddhistischer Schulen, kann der Buddhismus nicht nur als Religion, sondern auch als Weltanschauung bzw. Philosophie oder Weisheitslehre verstanden werden (s. Karl Jaspers "Psychologie der Weltanschauungen" 1919). Das gilt insbesondere dort, wo grundlegende Lehren des Buddhismus sich nicht auf überirdische Autoritäten berufen (z.B. das Mahāsatipaṭṭhāna Sutta in Dīgha Nikāya 22). Denn erst Buddhas Nachfolger haben aus der ursprünglich philosophischen Lehre, die keinen Schöpfergott, keine Seele, keine Kasten und keine sozialen Unterschiede kennt - und somit als Gegenteil zum indischen Brahmanismus gesehen werden kann, eine Lehre unter religiösen Aspekten gemacht.

Im Laufe der Zeit und durch Vermischung mit Religionen und Philosophien in den Regionen, in die sich der Buddhismus verbreitete, entwickelten sich viele religiöse Strömungen des Buddhismus, wie er heute bekannt ist.
Wie in anderen Religionen trug zur Entwicklung der volksreligiösen Elemente auch die Instrumentalisierung des Buddhismus in der Politik bei. Starke Wechselwirkungen findet man heute insbesondere noch in Bhutan, aber auch in Sri Lanka, Myanmar (Burma) und Thailand. Eine sichtbare Rolle spielt der Buddhismus, als im Rahmen des Parlamentarismus wirkende Kraft, noch heute in Japan. In China wird versucht, den Buddhismus politisch nutzbar zu machen und ihn im Sinne der Politik der Partei zu führen, z.B. 1995 in Tibet durch den Austausch des Panchen Lama durch ein Kind, dessen Eltern Parteimitglieder sind.

Ziel eines Buddhisten ist es, sich durch ethisch korrektes Verhalten und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit vom ewigen Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburt (Saṃsāra) zu befreien und in den erleuchteten Zustand des Nirvāna einzutreten.

Im Buddhismus erlangt man die Befreiung vom Saṃsāra aufgrund eigener Anstrengung. Die buddhistische Lehre (Pāli: Dhamma, Sanskrit: Dharma) kann in ihrer Essenz wie folgt beschrieben werden:

Der vom Leiden (Dukkha) befreiende Weg kann begangen werden. Leiden entsteht durch die Illusion des "ICH" und die Anhaftung an das "ICH", weil Wandel und Lebensdurst dem "ICH" Schmerzen zufügen.

Ein Leben gemäß den sittlichen Prinzipien (Sīla) soll geführt werden.

Aufhebung des Leidens wird durch Meditation und Selbstbeobachtung (Achtsamkeit, gegenüber den eigenen Gedanken, Gefühlen und Taten) angestrebt.


Grundlagen des Buddhismus

Buddha war weder ein "Gott" noch der Überbringer einer göttlichen Wahrheit, sondern er stellte klar, dass er die Lehre, Dhamma nicht aufgrund göttlicher Offenbarung erhalten, sondern vielmehr durch eigene meditative Schau (Kontemplation) ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes und der Natur aller Dinge erkannt hatte. Diese Erkenntnis ist jedem zugänglich, wenn er seiner Lehre und Methodik folgt. Dabei ist die von ihm aufgezeigte Lehre nicht dogmatisch zu befolgen. Im Gegenteil warnte er vor blinder Autoritätsgläubigkeit und hob die Selbstverantwortung des Menschen hervor. Er verwies auch auf die Vergeblichkeit von Bemühungen, die Welt mit Hilfe von Begriffen und Sprache zu erfassen und mahnte eine Skepsis gegenüber dem geschriebenen Wort oder feststehenden Lehren ein, die in anderen Religionen in dieser Radikalität kaum anzutreffen ist.
Zu den grundlegenden buddhistischen Überzeugungen gehört u. a. die "Wieder-Geburt", das Gesetz von "Ursache bedingter Entstehung", die karmischen Gesetzmäßigkeiten.

 

Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad

Ziel eines Buddhisten ist es, sich durch ethisch korrektes Verhalten und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit vom ewigen Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburt (Saṃsāra) zu befreien und in den erleuchteten Zustand des Nirvānas einzutreten. Im Buddhismus erlangt man die Befreiung vom Saṃsāra aufgrund eigener Anstrengung.

Die vier edlen Wahrheiten

1. Wahrheit vom Leiden (Unzulänglichkeit): Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidhaft. Dies ist zu durchschauen. (Dukkha Sacca)
2. Wahrheit von der Ursache des Leidens: Die Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung. Sie sind zu überwinden. (Samudaya Sacca)
3. Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen. (Nirodha Sacca)
4. Wahrheit vom Weg zur Aufhebung des Leidens: Zum Erlöschen des Leidens führt ein Weg, der Edle Achtfache Pfad. Er ist zu gehen. (Magga Sacca)

 

Der edle achtfache Pfad

Dies ist der edle achtfache Weg: rechte Erkenntnis (Sammā Diṭṭhi), rechte Gesinnung (Sammā Saṇkappa), rechtes Reden (Sammā Vāca), rechtes Tun (Sammā Kammanta), rechte Lebensführung (Sammā Ājīva), rechte Anstrengung (Sammā Vāyāma) rechte Achtsamkeit (Sammā Sati), rechte Geistessammlung (Sammā Samādhi).

Rechte Erkenntnis bedeutet: die vier edlen Wahrheiten verstehen: das Leiden, den Ursprung des Leidens, das Ende des Leidens und den zum Ende des Leidens führenden Pfad.

Rechte Gesinnung bedeutet: der Welt (innerlich) entsagen, kein Übelwollen hegen, kein Leid verursachen wollen.

Rechtes Reden bedeutet: nicht lügen, keine üble Nachrede führen, keine rohen Worte gebrauchen und nicht unnütz schwatzen.

Rechtes Tun bedeutet: kein Leben zerstören, nichts nehmen, was nicht (freiwillig) gegeben wird, keinen unkeuschen Lebenswandel führen.

Rechte Lebensführung bedeutet: falsche Lebensführung meiden, Falsche Lebensführung ist Unaufrichtigkeit, Verrat, Verdächtigung, Aushorchen, Wucher; ferner Handel mit Waffen, mit lebenden Wesen, mit Fleisch, mit berauschenden Getränken und mit Gift.

Rechte Anstrengung bedeutet: mit aller Kraft ringen und seinen Geist antreiben, um in sich den Willen zu erzeugen, keine bösen, unheilsamen Gedanken aufkommen zu lassen, vorhandene böse, unheilsame Gedanken zu vertreiben, rechte Gedanken zu erwecken und, wenn sie da sind, zu stärken und zu mehren.

Rechte Achtsamkeit bedeutet: eifrig, mit klarem Geist, besonnen, alle Wünsche und Sorgen vergessend, den Körper, die Gefühle, die Gedanken und die Eigenschaften des Geistes achtsam zu betrachten.

Rechte Geistessammlung bedeutet: die erste, die zweite, die dritte und die vierte Stufe der Versenkung üben.1

 

Theravāda

Theravāda bedeutet (aus dem Pāli: "Weg der Älteren" und ist sinngemäß eine Bezeichnung für die Traditionalisten) und ist die einzige übrig gebliebene Schule des Sthaviravāda, der zusammen mit dem Mahāyāna (großer Weg, großes Fahrzeug) und dem Vajrayāna (Diamantfahrzeug) einen der drei Hauptzweige des Buddhismus darstellt. Er führt seine Abstammung auf jene Mönchsgemeinde zurück, die zu den ersten Anhängern Buddhas gehörte. Der Theravāda ist heute vor allem in Sri Lanka, Burma, Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam verbreitet.

Im Theravāda steht die monastische Tradition im Vordergrund, wobei die Wechselbeziehung zwischen den Laienanhängern und den Ordinierten nichts an Wichtigkeit eingebüßt hat, weil letztere eben jenen Fortbestand der (monastischen) Überlieferung sichern. Heute würde man sagen: "eine win-win-Situation". Während die Mahāsaṅghika (Große Gemeinde) uranfänglich keinen eigenen Kanon von Schriften festlegte, kam es etwa 100 v.u.Z. in Sri Lanka bei den Theravādin zur schriftlichen Niederlegung dessen, was bis heute als "Pāli-Kanon" bekannt ist - allerdings auch die deutlich "spätkanonischen" Werke des Abhidhamma. Das "Große Fahrzeug" hingegen nahm noch viel mehr Schriften, deren Herkunft nicht eindeutig auf den historischen Buddha zurückzuführen sind, in ihre Lehren auf. Es vertritt gegenüber dem Theravāda eine bedeutend liberalere Haltung in Fragen der Ordensdisziplin und des Mönchs- resp. Nonnenideals im Allgemeinen. So kam auch erst mit dem Großen Fahrzeug die Idee des sogenannten Bodhisattva-Ideals auf. Selbstverständlich blieb auch die Theravāda-Überlieferung nicht von kulturellen Einflüssen frei. Auch hier entstand im Laufe der Jahrhunderte eine breite Kultur von Zeremonien und Ritualen.


Warum Buddhismus?

Wahrheitsstreben und Gewaltlosigkeit stehen im Vordergrund einer buddhistischen Lebensführung. Aus eigener Kraft, von sich selber ausgehend, d.h. ohne Hilfe von imaginären Wesenheiten ist das Dasein zu meistern.

Buddhismus steuert in allen Fragen einen vernünftigen Mittelkurs. Extremistische und fanatische Einstellungen sind als unheilsam abzulehnen.

Mönche und Nonnen haben kein Erlösungsmonopol, das bedeutet, dass Laienanhänger keine zweitklassigen Buddhisten sind.

Buddhismus hat keine abwertende Haltung gegenüber Besitztümern bzw. ethisch vertretbarem Lebenserwerb. Armut steht den Menschen im normalen Leben schlecht an, gilt dafür als Mönchstugend. (Wer Besitz hat, soll fleißig sein und auf ehrliche Weise diesen pflegen bzw. mehren und vor Verlust schützen. [AN 8, 542 ])

Buddhismus kann in der landesüblichen Sprache gelehrt bzw. verbreitet werden. Ist also kein sakrales Gemurmel nur für Insider. Die Lehre kann dem Inhalt nach aufgenommen werden, vorausgesetzt, man bringt zum Verständnis das erforderliche Minimum an Intelligenz mit.

Überzeugungskraft gewinnt Buddhismus durch die Weise, wie er gelebt wird bzw. werden kann. (D.h. Tugend, Geistesruhe und Wissen sollten einen Anhänger auszeichnen.)

Buddhismus ist in Theorie UND Praxis nachvollziehbar, d.h. Rationalität und Logik spielen eine große Rolle. Das analytische Vorgehen des Buddhismus spricht deswegen viele Westler an.

Keine Widersprüche zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, keine "Geheimlehre", keine Spekulationen.
Buddhismus hat die Wahrheit (die konventionelle und absolute) als Stütze.

Buddhismus ist eine Art Gesetzmäßigkeit: ob man die Lehre erkennt oder nicht, sie ist dennoch existent und gültig.

Kein blinder Glaube an was-auch-immer wird verlangt; eher im Gegenteil: es wird zum kritischen Untersuchen der Lehrsätze [Kālāma-Sutta AN III, 66] UND des Buddha [MN 47] aufgefordert.

Keinerlei MUSS bzw. Dogmatismus, sondern Respekt auch gegenüber anderen Auffassungen. D.h. Buddhismus hält sich prinzipiell nicht für allein seligmachend.

Kein missionarischer "Diensteifer" d.h. kein Prophetentum bzw. rednerische Überwältigung. Andere Meinungen sollen in gleich-berechtigter Art akzeptiert und respektiert werden.

Die Lehre selber, nicht ein Lehrer ist im Buddhismus höchste Autorität.

Karma und Wiedergeburt mögen als eine Art Schlussfolgerung aus dem Dasein erkannt werden, nicht als Zukunftsphantasie. D.h. man muss nicht glauben, sondern nur eben die Eventualität einer weiteren Existenz in Betracht ziehen. Glauben wird prinzipiell als Unwissenheit verstanden.

Allein eigene Erfahrungen gelten als zuverlässiges Erkenntnismittel.

Nach einer Lehrrede (Kālāma-Sutta) ist man sich eines vierfachen Trostes gewiss, sollte man mit einem reinen Geist verweilen: 'Gibt es eine andere Welt und gibt es eine Frucht, ein Ergebnis guter und schlechter Taten, so ist es möglich, dass ich beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glücklicher Daseinsfährte erscheine, in himmlischer Welt.' 'Gibt es aber keine andere Welt ... so lebe ich eben hier in dieser Welt ein leidloses, glückliches Leben, frei von Hass und Übelwollen.'

Nun noch ein Satz aus der ersten Lehrrede:
AN III, 733 "Die rechte Lehre": Eine Lehre zur Überwindung von Gier, Hass und Verblendung ist eine gut verkündete Lehre, wer einer solchen Lehre nachfolgt, wandelt auf dem rechten Pfad.
Weiterhin betreffs "Wahrheitsgehalt" siehe AN III, 62 "Drei Glaubensstandpunkte"; AN III, 54-55 "Die sichtbare Lehre";
DN I4 "Das Netz der Ansichten" usw.


Erläuterung zur Sprache "Pāli"

Pāli heißt eigentlich 'der Text', 'die Zeile'. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts europäische Sprachwissenschaftler die Ur-Texte des Buddhismus erschlossen, übernahmen sie die traditionelle Bezeichnung Pāli für die Sprache dieser Texte. Pāli ist eine mittelindische Sprache, die aus dem Vedischen hervorgegangen ist und somit ein enger Verwandter des klassischen Sanskrit ist. Ob Pāli jemals eine gesprochene Sprache war, gilt heute als umstritten. Heute wird es eher als Literatursprache eingestuft.

 


Fußnoten:

1 Quelle: Saṃyutta-Nikāya XLV, 8. [zurück]
2 AN VIII, 54 = Aṅguttara Nikāya, Achter-Buch, 54. Lehrrede [zurück]
3 AN III, 73 = Aṅguttara Nikāya, Dreier-Buch, 73. Lehrrede [zurück]
4 DN I = Dīgha Nikāya, 1. Lehrrede [zurück]