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Santuṭṭho Bhikkhu
Paṭisambhidāmagga

Der analytische Weg

 

Buch 12 der Kürzeren Sammlung
(Khuddaka Nikāya)

Aus dem (vorläufigen) Vorwort:

Dieses Buch ist zweifellos jüngeren Datums als das, was uns sonst im sogenannten "Korb der Lehrreden" überliefert wurde. Wer sich bereits ein wenig in den Schriften auskennt, wird unschwer feststellen, dass "Der analytische Weg" stark an Bücher aus dem Abhidhamma-Piṭaka erinnert. Dieser Hinweis ist auch insofern von Wichtigkeit, da bekannt sein dürfte, dass jüngere Texte viele schwer zu entschlüsselnde Komposita enthalten und etliche Begriffe mehrere Bedeutungen haben, die sich außerdem nicht unbedingt widersprechen, und dennoch so weit verschieden sind, dass ganze Passagen der genaueren Deutung bedürfen. Als prominentes Beispiel kann man gleich §1 zitieren: Sotāvadhāne paññā sutamaye ñāṇaṃ. Vier von vier Worten, davon zwei als Synonyme, lassen mehrere Übersetzungsmöglichkeiten zu, die allesamt Sinn ergeben.

 

[Umschlag und Bild: © Santuṭṭho]

Der ehrwürdige Bhikkhu Ñāṇamoli übersetzte: "Understanding of applying the ear is knowledge of what consists in the heard (learnt)." (PTS 1982). Keinesfalls soll das Verdienst, einen solchen schwierigen Text übersetzt zu haben, geschmälert, oder er bzw. sein Werk herabgewürdigt werden, nur ist anzumerken, dass man zwar wörtlich übersetzen mag, aber den Sinn verfehlt. Streitpunkt ist in diesem Fall hauptsächlich das Hilfszeitwort "sein". Es ist ein Wagnis, "Verstehen (Verständnis) ist Erkenntnis" zu übersetzen. Der Text erlaubt das, aber die Praxis zeigt, dass dem nicht so ist. Ñāṇamolis "Verstehen vom Hinhören ist die Kenntnis davon, was im Gelernten enthalten ist." kann sinngemäß übertragen werden mit: "Das Verstehen dessen, worauf man hörte, führt zur Kenntnis dessen [oder Wissen von dem], was man gelernt hat." Aber es ergibt sich das nächste Problem: der Kontext. Und der lautet "Erkenntnis- bzw. Einsichtsstufen (ñāṇa). Dem zur Folge sollte man übertragen: "Verstehen des Erlernten führt zur Erkenntnis aus Überliefertem." In anderen Worten: "Sobald man [in der Praxis] versteht, was man [theoretisch] gelernt hat, wird Theorie zur Praxis."

Um diese deutsche Übersetzung nicht allzusehr aufzublähen, wurde darauf verzichtet, jeden Fall von Mehrdeutigkeit bzw. Unstimmigkeit von Theorie und Praxis aufzuzeigen oder gar zu erläutern. Dennoch kommt eine erkleckliche Anzahl Fußnoten zustande. Viele beziehen sich auf Unterschiede zur Übersetzung des Ehrw. Ñāṇamoli, die zu Vergleichszwecken zur Klärung so mancher Schachtelsätze gern verwendet wurde. Allerdings wurde die Zählweise der Paragrafen entsprechend CSTP beibehalten, auch wenn die willkürliche des Ehrw. Ñāṇamoli deutlich übersichtlicher ist.

Zum Pm selber kann man nur sagen, dass es nichts enthält, was anderenortes, d.h. in früheren Texten bereits enthalten ist. Es stellt sich erneut die Frage, wie es solche Kompilationen und schematische Auflistungen geschafft haben, Eingang in den buddhistischen Kanon zu finden.
Die gründliche Beschäftigung mit dieser Art Lehrtext führt allerdings sehr wohl dazu, dass gewisse Begriffe als auch deren Zusammenhang deutlich klarer gesehen werden können. Aber das kann nur gelingen, wenn bereits die Grundlagen für das Wissen eben jener Begriffe durch das Studium der Lehrreden (sutta) geschaffen wurden. Demnach ist es durchaus richtig, wenn man darauf verweist, dass zuerst die Lehre (dhamma) verstanden werden sollte, und erst dann - falls überhaupt noch erforderlich - mag man sich mit der Scholastik (abhi-dhamma) befassen.

Hinsichtlich des "Verstehens" ist deutlichst darauf hinzuweisen, dass der Pm nicht authentisches "Buddhawort" (Buddhavacana) ist, sondern dass es sich hier um eine Art kommentarielle Zusammenstellung handelt, also um eine Textkompilation, deren für Abhidhamma-Texte markanten stereotypen Auflistungen oftmals Wort-für-Wort-Erklärungen folgen. Somit ist der Pm keineswegs ein Buch, das man wie ein solches zu lesen hat, sondern man sollte sich nur die Kapitel durcharbeiten, die zum aktuellen Interessenfeld gehören.

Das Buch enthält drei Abschnitte in denen die jeweiligen Begriffe bzw. ganze Textabschnitte analysiert, das heißt Wort für Wort erklärt werden - um dann dieselben Begriffe in verschiedenen Auflistungen wieder in Zusammenhang zu bringen. Das ist eine für den Abhidhamma ganz typische Vorgehensweise. Wer sehr aufmerksam die Nuancen in den unzähligen Wiederholungen der Begriffsreihen studiert, wird erstaunt sein, wieviele Unterschiede beim (korrekten) Analysieren in der (Meditations-)Praxis zutage treten können.

Obwohl ein Grundschema (mātika) am Anfang des Buches erscheint, bezieht sich dieses nur auf das erste Thema, der Beschreibung von Erkenntnis. Dennoch erscheinen hier die meisten Begriffsreihen erstmalig, die dann teilweise auch in den folgenden Themen mehr oder minder ausführlich dargestellt werden.

Die enorme Menge an größeren als auch kleineren Textwiederholungen (...pe...), welche durch ... - ... , resp. ... gekennzeichnet sind, zeigt recht anschaulich, dass der Autor bzw. der Editor des Pm kommentarielle Arbeit geleistet hat, statt Aussagen des (historischen) Buddha themenbezogen zusammenzustellen. Vermutlich sind sogar die Abschnitte II und III noch spätere Hinzufügung zum Abschnitt I, welcher extra noch den wahrscheinlich nachträglich angefügten Zusatz trägt: "Das ist aus dem (Hauptbestandteil der) Lehrredensammlung als im Gedächtnis zu Behaltendes festgelegt, ist felsenfest, ist Erstes, ist Bestes. --- [Man sagt:] 'Bester Abschnitt'."

Grundsätzlich wurde dhamma mit "Phänomen" übersetzt - außer wenn aus dem Kontext ersichtlich wurde, dass die (buddhistische) Lehre oder ein ganz allgemeines "Ding" gemeint ist. Nym verwendete das Wort "Idee" (idea).

Āsava wurde wahlweise wörtlich mit "Einfluss" aber auch mit "(zugrundeliegende) Tendenz" übersetzt.

Es wird im Text klar unterschieden zwischen "Geistesruhe" (samatha) und Konzentration (samādhi). Daher erscheinen manche Definitionen ungewöhnlich.

Der Übersetzer nahm sich die Freiheit, etliche Personalpronomen zu verallgemeinern, d.h. aus dem "er" wurde ein "man". Das macht den ohnehin mitunter komplizierten Text ein wenig verständlicher.

Des Weiteren ist er (der Übersetzer) sich sehr wohl bewusst, nicht perfekt zu sein, auch wenn er es sich wünscht. Daher erhebt die vorliegende Arbeit nicht den Anspruch einer "endgültigen Wahrheit". Für jegliche konstruktive Kritik wird der Übersetzer stets ein offenes als auch dankbares Ohr haben.


Inhalt (vorläufige Auflistung)

Abkürzungen

Vorwort

 

I. Der große Abschnitt
Das Grundschema
1. Thema: Erkenntnis
1. Beschreibung der Erkenntnis durch überliefertes Wissen
2. Erkenntnis durch Sittlichkeit
3. Erkenntnis durch Entfaltung von Konzentration
4. Erkenntnis der konstanten Eigenschaft der Phänomene
5. Erkenntnis durch Begreifen
6. Erkenntnis vom Entstehen und Vergehen
7. Erkenntnis aus dem Betrachten der Auflösung
8. Erkenntnis von der Gefährdung
9. Erkenntnis vom Gleichmut gegenüber den Gestaltungen
10. Erkenntnis vom Paradigmawechsel
11. Erkenntnis vom Pfad
12. Erkenntnis von der Erreichung
13. Erkenntnis von der Befreiung
14. Erkenntnis von der Rückschau
15. Erkenntnis von den Unterschieden der Grundlagen
16. Erkenntnis der Vielfalt im Bereich der Sinneswahrnehmung
17. Erkenntnis von der Verschiedenartigkeit des Verhaltens
18. Erkenntnis von der Verschiedenartigkeit der Daseinsebenen
19. Erkenntnis von der Verschiedenartigkeit der Phänomene
20.-24. Fünferlei Erkenntnisse
25.-28. [Vier] Analytische Erkenntnisse
29.-31. Erkenntnisse von Bedeutung(-en)
32. Erkenntnis von Geistesruhe mit unmittelbarem Ergebnis
33. Erkenntnis vom friedvollen Verweilen
34. Erkenntnis vom Erreichen des Verlöschens
35. Erkenntnis vom vollständigen Erlöschen
36. Erkenntnis von Gleichheit des Obersten
37. Erkenntnis im Sinne von Zurückhalten
38. Erkenntnis vom Inangriffnehmen der Tatkraft
39. Erkenntnis von der Erklärung der Bedeutung(-en)
40. Erkenntnis von Reinheit der Ansicht
41. Erkenntnis von der Duldung
42. Erkenntnis vom Sondieren
43. Erkenntnis vom Verweilen in Begrenzung
44.-49. Sechs Erkenntnisse vom Abwenden
50. Erkenntnis magischer Kräfte
51. Erkenntnis von der Reinheit des Hörelementes
52. Erkenntnis von Gedankengängen anderer
53. Erkenntnis von der Betrachtung früherer Existenzen
54. Erkenntnis vom überweltlichen Auge
55. Erkenntnis von der Vernichtung der Einflüsse
56.-63. Erkenntnis von den Vier Edlen Wahrheiten
64.-67. Erkenntnis von Klarheit durch Analyse
68. Erkenntnis von der Fähigkeit des geistigen Durchdringens
69. Erkenntnis in die Gesinnung und Neigung der Wesen
70. Erkenntnis vom Doppelwunder
71. Erkenntnis vom großen Mitgefühl
72.-73. Erkenntnis von Allwissenheit
  2. Thema: Ansicht
    1. Hedonistische Ansichten
2. Ansicht von einer Seele
3. Üble Ansichten
4. Persönlichkeits-Ansicht
5. Ewigkeits-Ansicht
6. Vernichtungs-Ansicht
7. Extreme Ansichten
8. Ewigkeitsansicht hinsichtlich der Vergangenheit
9. Ewigkeitsansicht hinsichtlich der Zukunft
10.-12. Fesselnde Ansichten
13. Zur Seelenlehre gehörende Ansicht
14. Zur Weltenlehre gehörende Ansicht
15.-16. Ansichten von Sein und Nichtsein
  3. Thema: Achtsamkeit auf den Atem
    1. Aufzählung
2. Sechzehn Erkenntnisse
3. Verunreinigungen der Einsicht
      Erster Durchlauf
Zweiter Durchlauf
Dritter Durchlauf
    4. Reinigung der Einsicht
5. Einsichten von denen, die Achtsamkeit entwickeln
      Beschreibung im ersten Durchlauf
Beschreibung im zweiten Durchlauf
Beschreibung im dritten Durchlauf
Beschreibung im vierten Durchlauf
    6. Einsichtskategorien in Durchläufen
  4. Thema: Fähigkeiten
    1. Erste Beschreibung einer Lehrrede
2. Zweite Beschreibung einer Lehrrede
      [Ursprung]
[Nutzen]
I. Beschreibung: Gefallen
II. Beschreibung: Gefahr
III. Beschreibung: Entkommen
    3. Dritte Beschreibung einer Lehrrede
      I. Beschreibung: Zerlegung in Gruppen
II. Aufreihung von Verhalten
III. Beschreibung: Verhalten und Verweilen
    4. Vierte Beschreibung einer Lehrrede
      I. Beschreibung: Vorherrschaft
II. Beschreibung: anfängliche Läuterung
III. Beschreibung: Außergewöhnlichkeit
IV. Beschreibung: Standhaftigkeit
V. Beschreibung: Überwältigung
VI. Beschreibung: darauf Gründen
    5. Fähigkeiten im Zusammenhang
  5. Thema: Befreiung
    1. Erklärung
2. Beschreibung
  6. Thema: Werdegang
7. Thema: Tat[absicht]en
8. Thema: Verdrehtheiten
9. Thema: Der Pfad
10. Thema: Erstklassiges
      Zusammenfassung
       
II. In Verbindung
  1. Kapitel: Zusammenhängendes
    1. Beschreibung einer Lehrrede
2. Beschreibung von Aufregungen aufgrund der Phänomene
  2. Kapitel: Wahrheit
    1. Erste Beschreibung einer Lehrrede
2. Zweite Beschreibung einer Pāli-Lehrrede
3. Dritte Beschreibung einer Lehrrede
  3. Kapitel: Faktoren des Erwachens
    Zehnerlei Grundursachen
Beschreibung der Lehrrede
  4. Kapitel: Freundlichkeit
    1. Reihe mit Fähigkeiten
2. Reihe mit Kräften
3. Reihe mit Erwachensfaktoren
4. Reihe mit Pfadfaktoren
[5. Kombinationen]
  5. Kapitel: Leidenschaftslosigkeit
6. Kapitel: Analyse
    1. Von der Ingangsetzung des Rades der Lehre
2. Von der Vergegenwärtigung der Achtsamkeit
3. Vom Weg zu magischer Kraft
4. Von den sieben Erleuchtungswesen
5. Von den höheren Erkenntnissen
6. Von den Daseinsaggregaten
7. Von den Wahrheiten
8. Von den analytischen Erkenntnissen
9. Von den Dingen der sechs [früheren] Buddhas
  7. Kapitel: Das Rad der Lehre
    1. Von der Wahrheit
2. Von der Vergegenwärtigung der Achtsamkeit
3. Vonm Weg zu magischer Kraft
  8. Kapitel: Überweltliches
9. Kapitel: Kräfte
10. Kapitel: leer
    1. Grundschema
2. Beschreibung
      Zusammenfassung
       
III. Weisheit
  1. Kapitel: Große Weisheit
    1. Sechzehnfaches Wissen
2. Verschiedene Personen
  2. Kapitel: magische Kraft
    Zehn [übernatürliche] Kräfte
  3. Kapitel: [vollkommenes] Verstehen
4. Kapitel: Zurückgezogenheit
    1. Pfadfaktoren
2. Fähigkeiten
  5. Kapitel: Verhalten
6. Kapitel: Wunder
7. Kapitel: Gleichzeitigkeit
8. Kapitel: Vergegenwärtigung der Achtsamkeit
9. Kapitel: Einsicht
10. Kapitel: Grundschema
      Zusammenfassung
       
Bibliografie
Anhang
  Daseinsebenen
Daseinsformen der Wesen
    Ein paar erläuternde und hoffentlich hilfreiche Worte vorweg
Die Darstellung der buddhistischen Kosmologie