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Meditation - aber wie?
  Ein Vortrag von

Santuṭṭho

 

Buddha unter dem Bodhi-Baum.
Modernes Halbrelief in Sandstein.


1. Was ist Meditation?

lat.: meditatio = nachsinnen, denken - also das, was man hier in Europa üblicherweise für Meditation hält, lehrt und darauf beharrt. Das Wort Kontemplation zu verwenden, wäre hier eher angebracht. Es bedeutet betrachten, reine Anschauung.

Der Wortstamm ist "Media", d.h. Analyse, Forschung (!), was zweifellos treffender ist. Das ist es, was Meditation in buddhistischem Sinn meint: Reines Beobachten.

Worte sind die Quelle der Missverständnisse, wie mal jemand sehr richtig sagte. Deshalb ist es von unermesslicher Wichtigkeit, eben jenes In-Worte-Fassen abzustellen, zur Ruhe zu bringen. Das geht eben nicht durch nachdenken. Das geht nur mittels Reinem Beobachten. Wertungsfrei, nichts benennen, alles so lassen, wie es ist. Eben nur Betrachten. Und sogar das ist noch zuviel. Be-trachten, also an-sehen ist immer noch nicht ganz frei von diversen Irrtümern, Fehlerquellen. Durch-schauen wäre das richtige. Wie oft verwenden wir den Spruch "ich habe dich durchschaut"? Was für eine hohle Phrase! Das ist eben nur so zu verstehen, dass man am anderen einen Charakterzug entdeckt hat. Mehr nicht. Hätte man ihn tatsächlich durchschaut, so würde der Umkehrschluss daraus die Unzulänglichkeiten zumindest des eigenen Charakters aufgedeckt werden. Darüber sollte man sich einmal, besser noch: ständig, im Klaren sein. Auch kann man Meditation auf den Stamm "medi-" zurück führen. Eine weitere zutreffende Variante. Die Mitte. Der Mediator ist der Ver-Mittler. Der, der das Mittelmaß einrichtet usw. Meditation ist ein Weg, um zur Mtte, die in einem selber liegt, zu finden. Sich nicht mehr den Extremen zuwenden, sondern dem mittleren Weg. Die Extreme erkennen und vermeiden, das führt zur Mitte.

Zusammengefasst ist Meditation also nichts weiter, als zu versuchen, ALLES zu durchschauen.

Fragen?

 

2. Arten bzw. Methoden der Meditation

prinzipiell zwei Wege: Geistesruhe und Einsichtsmeditation
a) Geistesruhe: es wird völlige Stille, Leere im Geist angestrebt. Dieser Weg führt über die vier, bzw. acht Versenkungsstufen (Jhānas) bis hin zur Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung, also ein äußerst subtiles, rein geistig erfahrbares Niveau.
b) Einsicht bzw. Klarblick: ein analytisches Vorgehen, aber nur durch reines Beobachten. Rein insofern, dass alles, was wahrgenommen wird, was im Geist aufkommt, nur wahrgenommen wird und nicht bewertet oder darauf reagiert wird. Das geht bis dahin, dass ALLES, was existiert (oder wovon man meint, es existiere) als bloß Wahrgenommenes betrachtet wird. Effekt ist Abwendung, Begierdelosigkeit, Erlöschen jeglichen Existenzwunsches. Das, wovon die meisten Menschen behaupten, es wäre die völlige Vernichtung. Der pessimistische Touch am Buddhismus. Natürlich ist der Wunsch nach Nicht-mehr-existieren-wollen eine Art Vernichtung: nämlich das Resultat der Vernichtung von Gier, Hass und Verblendung, den drei unheilsamen Wurzeln der Existenz.

 

3. Wie funktioniert Meditation?

Durch Meditation werden, wie schon gesagt, die drei Wurzeln, also Gier, Hass und Verblendung gerodet. Dass das ein Prozess ist, der möglicherweise über einen sehr langen Zeitraum, auch über mehrere Existenzen hinziehen kann, dürfte klar sein. Demnach sollte man, wenn man denn wünscht, Gier, Hass und Verblendung auszuroden, sich keinen irrigen Hoffnungen hingeben, was schnelle Resultate betrifft. Ernüchterung ist hier angebracht. Wir haben jahre- bzw. sogar jahrzehntelang, und nach buddhistischer Anschauung, möglicherweise viele Daseinsformen lang, auf das hingearbeitet, was wir jetzt sind. Wie können wir dann so verblendet sein und annehmen, dass wir uns schon nach ein paar Minuten Meditation umgekrempelt haben? Geduld, eine in westlichen Ländern, und Ostdeutschland zählt durchaus dazu, etwas mager gesäte Eigenschaft, ist hier zwingend erforderlich. Und wie erlernt man Geduld? Durch Geduld. Seeeeeehr schön. Ein Dilemma. Eine Zwangslage.

Zurück zum Funktionieren:
Durch reines Beobachten, indem man alles so lässt, wie es eben ist, werden die Eigenschaften aller im Geist aufsteigenden Dinge entschleiert.
Diese Haupteigenschaften sind:
a) Unbeständigkeit, Vergänglichkeit, also ein permanentes Kommen und Gehen, Entstehen und Vergehen. Etwas, was für uns energetische Europäer relativ leicht zu erfahren ist. "Panta rei" - "Alles fließt", wie schon die Griechen wussten.
b) Wesenlosigkeit, Ich-losigkeit, leer, ohne ein Selbst/Ich. Eine Sache, die für die meisten Menschen völlig unverständlich erscheint. Gerade im christlich geprägten Kulturkreis als unglaubhaft, als absolut unwahr empfunden. Ja warum wohl? Weil die Vorstellung von sich, von seinem Selbst, das ist, woran die Menschen am meisten hängen.
c) Unzulänglichkeit. Leidhaft, wie nur zu oft übersetzt wird. Leben ist Leiden. Ein Spruch, der zurecht als pessimistisch gelten darf. Eine hohle Phrase. Passend für die, die zwar das Existieren satt haben, aber noch nicht genug Weisheit entwickelt haben, um zu erkennen, dass Freude ein wesentlicher Bestandteil ist, um Erkenntnis zu erlangen.

 

4. Wie soll meditiert werden?

So viele Wesen wie es gibt, so viele Wege der Meditation gibt es auch. Punkt.

Es gibt 40 Meditationsobjekte. Des weiteren kann man eigentlich alles, was es gibt als Objekt benutzen. Nur sollte man sich klar werden, warum meditiert man, was soll dabei heraus kommen und sich demnach geistig erst einmal entsprechend motivieren.
Ziel - Weg - Durchführung ...

 

Bücher über Meditation gibt es zuhauf. Viel Papier wurde dafür aufgewendet. Ganze Regale damit bestückt. Aber lesen ist nicht gleich Praxis. Auch in den christlichen Strömungen hat man die Meditation wieder als nutzbringend entdeckt. Warum auch nicht? Buddhistische Meditation dürfte allerdings eine etwas andere Zielstellung verfolgen. Wie aber bereits gesagt, ist diese ganz individuell - oder derart grob "formuliert", dass man darunter so ziemlich alles zusammenfassen könnte. Als buddhistische Struktur bliebe dennoch die Vorgehensweise ganz klar stehen: erst die Absicht, die Ausrichtung des Geistes, dann beruhigen auf ein Mindestmaß, dann Einsicht entwickeln. Dann je nach "Temperament" Geistesruhe und Einsicht weiter und weiter voran bringen. Dazu bedarf es dringend auch eines Mindestmaßes an Theorie.

Da wären wir wieder bei den Büchern angelangt - könnte man meinen. Nein, auch der Rat eines Bekannten, eines Freundes oder Lehrers darf hierzu gerechnet werden. Entscheidend ist aber in jedem Fall die tatsächliche Praxis. Die Theorie hat sich bei so manchem schon als Hemmnis entpuppt. Wer kann das nicht nachvollziehen? Da liest man über Erreichungszustände, freudvolle, mystische - es entsteht der Wunsch: "Das möchte ich auch!" Man liest mehr und mehr darüber. Und wenn man denn meditiert, so geht einem nur solch Zustand durch den Geist - bis man meint, man habe dies erreicht. Dann kommt "die Stunde der Wahrheit". Oft der Zusammenbruch.

Im Alltag wird sich zeigen, was die Frucht der Meditation ist. HIER ist das Bewährungsfeld. Stundenlanges Sitzen bedeutet nicht, dass irgend etwas erreicht wurde. Sehr schön auch mal verfilmt worden. "Samsara" hieß dieser Streifen.

Meditation, wenn man denn tatsächlich erkennen will, "was die Welt bewegt", ist harte Arbeit und kein "Zuckerschlecken". Im Prinzip das Schlimmste, was man sich (seinem ich) antun kann. Wollen Sie das? Wollen Sie das wirklich? Oder genügt es Ihnen vielleicht schon, wenn Sie etwas mehr Ruhe und Entspannung für Ihren Alltag erringen? Warum auch nicht? Man muss nicht zwingend irgend welche Zustände oder mystische Kräfte erlangen. Manch einer ist tatsächlich mit ein wenig mehr Ruhe zufrieden. Ein schönes Wort. Zu-frieden. Ein friedvoller Zustand also. Na, wer das nicht mag...

Mögen diese Worte hier für alle, die es wünschen, Mut machen, es zu versuchen,
Ansporn sein, durchzuhalten
und gut genug, das gewünschte Ziel zu erreichen.


 

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