HOME Bitte beachten Sie, dass die Texte mit "Arial Unicode MS" gezeigt werden müssen.
Anderenfalls können die Sonderzeichen nicht korrekt dargestellt werden. [als ZIP-Datei].
Pabbajjā und Sāmaṇerasikkhā
 

Das Hinausziehen in die Hauslosigkeit und die Übungsregeln der Novizen

ein Wegweiser von Santuṭṭho

 

Sāmaṇeras
Morgens in Burma: Buddhistische Novizen beim Almosengang.


Einleitung

Es handelt sich hier um eine Hilfestellung für europäische (westliche) Menschen, die den Wunsch verspüren, in den buddhistischen Orden einzutreten oder einfach nur um unverbindlich einen Einblick in die buddhistische klösterliche Ordnung zu bekommen. In englischer Sprache gibt es vielerlei Literatur1 darüber. Vor allem aber betreffend der Ordination zum Bhikkhu2. Der eigentliche "Gang in die Hauslosigkeit", das "Hinausziehen, um Mönch3 zu werden", in Pāli Pabbajjā genannt, findet nur am Rande Erwähnung, allenfalls im Zuge der Hochordination, wo diese kleinere Zeremonie ein Bestandteil ist. Was zu tun und/oder zu lassen ist, also wie man sich verhalten sollte, vor, während und nach der Ordination, das erfährt man eigentlich nur vor Ort oder auf direkte Anfrage. Meist aber nicht.

Die Novizen sind in Asien oftmals Minderjährige und entsprechend wird mit ihnen auch umgegangen. Das mag aber hier nicht Inhalt sein. Ebenso ist es für die meisten Asiaten nicht verständlich, dass ein "älterer" Mensch Sāmaṇera ist und nicht Bhikkhu, für deren Verständnis ist es so, dass man da entweder Parājika begangen hat, oder sonst irgend eine Verfehlung. Zumeist werden europäische Mönche, auch wenn sie noch so ernsthaft praktizieren, gar nicht ernst genommen (nur "geborene" Buddhisten sind echte). Das ist leider ein nicht von der Hand zu weisendes Vorurteil, welches sich zweifellos auf den alltäglichen Umgang auswirkt. Hier folgt der ganz besondere Hinweis auf eine Publikation des Ehrwürdigen Bhikkhu Dhammiko.

Häufig ist auch die durchaus irrige Ansicht, dass nur die Hochordination (Upasampadā) zum Bhikkhu den Anwärter zum Mönch macht. Rein äußerlich kann man schlecht den Bhikkhu vom Sāmaṇera unterscheiden. Der Bhikkhu trägt eine dritte Robe. Hier in Europa wird es noch schwieriger. Schon allein durch die sehr dünne Verbreitung des Buddhismus hierzulande. Da man zur Ordination eine bestimmte Anzahl4 voll ordinierter Mönche benötigt, schon eine aufwändige Sache. Da es aber diverse Überlieferungstraditionen, länderspezifische Eigenheiten und Auffassungen gibt, was lehrgemäß und was nicht so ist5, so gibt es zwangsläufig auch Differenzen in der Anerkennung der Ordination, der jeweils Ordinierten. Diese Schrift hier möchte nur eine allgemeine Hilfe sein. Möglicherweise werden sich Umfang und Detailliertheit mit der Zeit erweitern. Aber vorerst mag diese mehr allgemein verständlich gehaltene Schrift genügen. Schon von Kloster zu Kloster gibt es noch diverse Unterschiede, die den Rahmen sprengen würden. Grundsätzlich basiert diese Schrift hier auf Ven. Jinavarasirivaḍḍhana´s englischer Arbeit: "Sāmaṇerasikkhā, the Novices Training" aus dem Jahre 1966. Sicherlich finden sich hier und da gewisse Fehlerhaftigkeiten (auch in der Übersetzung), doch wären diese nur eine Diskussionsgrundlage, um Feinheiten abzuklären. Keinesfalls aber soll es erscheinen, dass die hier behandelten Regeln und Vorschriften dazu dienen, diese auf welchem Wege auch immer zu umgehen.

Der erste Sāmaṇera war Buddha´s eigener Sohn Rāhula6. Über ihn lässt sich zwar nicht allzuviel in Erfahrung bringen, aber was man liest, lässt den Schluss zu, dass es mit dem Ehrw. Rāhula wohl nicht immer leicht war. Es gehört sich allerdings überhaupt nicht, schon gar nicht als Laie, über Ordinierte Negatives zu sprechen, gleich gar nicht zu schreiben. Schlüsse ziehen kann man nur, wenn man sich selber mit der Thematik befasst, am besten aber, die Urtexte selber studiert. Natürlich kann man nicht von jedem an einer Ordination Interessierten verlangen, dass er erst einmal die Pāli-Sprache erlernt. Das wäre wirklich zu viel verlangt. Nur wer tatsächlich tiefes Interesse hegt, das Regelwerk nicht nur einzuhalten, sondern auch zu verstehen, der sollte sich unbedingt mit den Texten befassen - und wird es wohl auch tun. Allergrößte Vorsicht raten wir hier jedoch an! Im Theravāda ist es nicht üblich, freudvolle Aspekte der Existenz hervor zu heben.

Die hier in dieser Schrift vorkommenden Pāli-Worte sind eher als Referenzen gedacht, nicht um tiefschürfendes Verständnis vor zu gaukeln. Es erschien an den betreffenden Stellen als wichtig, diese Worte einzufügen. Auch das Zitieren ganzer Textpassagen dient diesem Zweck. Wenn es als zu belastend erscheint, diese Passagen zu lesen, kann man diese natürlich überspringen.

Auf Vollständigkeit und erschöpfende Tiefe wird hier nicht bestanden. Dazu war die zur Verfügung stehende Auswahl an Texten zu gering. Keinesfalls soll diese Schrift aber dazu dienen, dem Ego und dem Eigendünkel Tür und Tor zu öffnen, dogmatisch und rechthaberisch anderen Menschen, oder schlimmer noch, Ordinierten zu beweisen, welche Qualitäten sie (nicht) haben. Möge sie dazu dienen, Unsicherheiten zu beseitigen, Vertrauen zur buddhistischen Lehre und deren Anhängern zu fördern und eine Quelle spirituellen Wachstums sein.


Mögen alle Wesen glücklich sein!

 

Fußnoten:

1 angefangen von den Übersetzungen des Vinaya bis hin zu kompletten Abhandlungen über den Ordinationsprozess, inklusive Kommentaren usw. [zurück]
2 Fremdworte sind kursiv gesetzt; ein Glossar befindet sich im Anhang [zurück]
3 Selbstverständlich schließt das weibliche Anwärterinnen, Novizinnen (Sāmaṇerī) und Nonnen (Bhikkhuṇī) ein - allerdings weichen die Regeln für weibliche zu Ordinierende und Ordinierte mitunter recht weit von einander ab. Eben deswegen ist geplant, für Sāmaṇerī ein gesonderte Ausgabe dieses Leitfadens zu fertigen. [zurück]
4 auf Details geht der Hauptteil ein [zurück]
5 es gibt zu den Regeln und Vorschriften im Vinaya Kommentare, dazu Subkommentare, Auslegungen, Diskussionen ... [zurück]
6 Mahavagga I, 105 [zurück]